Mittwoch, 13. Juli 2011

3096 Tage

Natascha Kampusch wird am 2. März 1998 auf dem Weg zur Schule von Wolfgang Priklopil entführt.

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Das erste halbe Jahr wird sie in einem hermetisch abgeriegelten, fensterlosen Raum festgehalten. Darin befanden sich ein Hochbett, WC, Schreibtisch, Regale, Kochplatte, ein kleiner Fernseher und eine Waschgelegenheit. Das ganze war auf 1,81 m Breite mal 2,38 m Höhe verteilt. Frischluft erzeugte ein Ventilator und Licht gab es nur durch eine Glühbirne in der Decke.

Nach dem ersten halben Jahr durfte sie zeitweise zum Duschen in das Haus des Täters. Kampusch musste dem Täter beim Ausbau des Dachgeschosses seines Hauses helfen. Priklopil nutze das Kind für schwere körperliche Arbeiten aus. Wenn das Tagewerk vollbracht war, musste Natascha noch putzen und kochen. Alles immer unter der Aufsicht und der Kontrolle des Täters. Jahre später hat Priklopil sein Opfer sogar mit zum Einkaufen genommen.

Am 23.08.2006 gelingt ihr schließlich die Flucht, wobei sie zuerst vergeblich um Hilfe bei Passanten bittet. Am Ende fand sie Unterstützung bei einer Nachbarin, die schließlich die Polizei informierte. Priklopil flüchtete und schmiss sich vor einen fahrenden Zug.

Soweit die Fakten.

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Das Buch ist zu Anfang sehr abgeklärt geschrieben. Man hat das Gefühl, Natascha Kampusch erzählt eine Geschichte von einer anderen Person. Der Täter hat dem Kind immer wieder gesagt, dass niemand sie sucht und sie nun keine Familie mehr hat. Er hat versucht ihren Willen zu brechen und sich eine moderne, willenlose Sklavin zu erschaffen. Kampusch war in dem Kellerraum dem Willen Priklopils vollkommen ausgeliefert. Wenn er es wollte, hatte sie Licht. Wenn sie sich seiner Meinung nach ungebührlich verhalten hatte, dann ging das Licht aus und das Mädchen saß in vollkommener Dunkelheit.

Der Täter hatte eine gestörte Persönlichkeit. Auf der einen Seite grausam, auf der anderen Seite hat er sich für sein schlechtes Verhalten entschuldigt und sie versucht mit Geschenken zu bestechen. Eines dieser Geschenke war eine laut tickende Uhr. Kampusch sagt, dass sie so hören konnte, das die Zeit nicht stehengeblieben war, wenn mal wieder das Licht einfach so ausging.

Des Weiteren war der Täter äußerst grausam und brutal. Kampusch wurde über Jahre hinweg schwer körperlich misshandelt. Zusätzlich wäre sie am Ende fast verhungert. Essensenzug war für den Täter ein gutes Mittel, um sein Opfer gefügig zu halten. Dass Kampusch tatsächlich die Flucht gelang, grenzt schon ein wenig an ein Wunder. Sie hat über Jahre erzählt bekommen, dass alle Türen mit Sprengladungen versehen waren, das sie niemand vermisst, das Priklopil nun ihre neue Familie ist. Dies wurde Kampusch eingetrichtert und das ganze wurde mit Misshandlungen und hungern unterstützt.

Am Ende hat sie es aber geschafft und wurde von ihrer Familie mit absolutem Glück wieder aufgenommen. Bei der Beschreibung des Wiedersehens mit der Mutter hab ich ein paar Tränchen verdrückt, denn das ging wirklich ans Herz. Man hatte das Gefühl, dass sie es nun wirklich geschafft hat und ein neues Leben anfangen kann, was sie sich sosehr gewünscht hat.
 
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Ich musste bei den Beschreibungen der Misshandlungen teilweise das Buch zuklappen. Es ist wirklich unmenschlich, was dem Mädchen und später der jungen Frau über Jahre hinweg angetan wurde.

Fazit: Ein sehr anschauliches Buch. Ich fand es gut diese Geschichte aus Sicht des Opfers lesen zu dürfen. Der Fall Kampusch ist ja nunmal breit durch die Medien gegangen und man kam zeitweise nicht an diesem Thema vorbei. Allerdings ist die Geschichte nichts für schwache Nerven, denn die Realität schreibt doch immer noch die gruseligsten und schlimmsten Storys. Man wird absolut zum Nachdenken angeregt.

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